Kurze Verbandsgeschichte des BKJV 1917 - 2017
Mitten in der Krisenzeit des 1. Weltkrieges, gefördert durch die bedrohliche aussenpolitische Situation, fühlen sich verschiedene Jodlergruppen der Stadt Bern unserem Brauchtum verpflichtet und treffen sich am 9. Dezember 1917 zur Gründung einer Bernischen Jodlervereinigung. Um das Miteinander von Stadt und Land zu dokumentieren, lautet die offizielle Bezeichnung der Körperschaft, welche 1918 von der Schweizerischen Jodlervereinigung (ab 1932 Eidg. Jodlerverband EJV) als erster Unterverband aufgenommen wird «Bernisch-Kantonale Jodlervereinigung». Die ersten Jahre sind geprägt durch die Ausarbeitung von Statuten, Fest- und Konzertreglementen, was durch die häufigen Wechsel im Präsidium und auch in den Vorstandschargen nicht gerade erleichtert wird.
1931 übernimmt der spätere Zentralpräsident Fritz Stuker das Verbandsschifflein und setzt sich für eine gewissenhaftere Zusammenarbeit im Vorstand ein. Im darauffolgenden Jahr erfolgt die Umbenennung in «Bernisch-Kantonaler Jodlerverband». Durch die Neugründung unzähliger Jodlerklubs und die grosse Zunahme der Einzelmitglieder, Jodler, Alphornbläser und Fahnenschwinger hat der Verband 1967 bei seinem 50-Jahr Jubiläum die Viertausendergrenze bereits überschritten. Wie passend im Rückblick und im Ausblick der Spruch an dem im Jubiläumsjahr enthüllten Schmalz-Liederbrunnen in Konolfingen: «Am guete Alte i Treui halte, am chräftige Neue vo Härze sich freue!»
Das dritte Vierteljahrhundert in der Verbandsgeschichte prägen insbesondere die Präsidenten Ernst Sommer (1968 - 1973) und Adolf Stähli (1974 - 1979), welche jeweils für einen eindrücklichen Grossaufmarsch an den Delegiertenversammlungen sorgen. Neu finden nun (fast) immer zwei Kantonale Jodlerfeste zwischen den Eidgenössischen statt, Zeugen der Lebendigkeit unserer Traditionen, auch die Teilnehmerzahlen bewegen sich weiterhin im erfreulichen Rahmen. 1972 wird Vizepräsident Hans Schild (er hat u.a. die Jubiläumsschrift zum 50-jährigen Bestehen des BKJV verfasst) zum neuen Zentralpräsidenten EJV gewählt.
Seit 1975 führen die Unterverbände die Veteranenehrungen selber durch, sie finden in unserem Verband am Vorabend der DV statt. Ein durchdachtes und auch gut besuchtes Kursangebot führt in regelmässigen Abständen dazu, dass die Mitgliederbeiträge angepasst werden müssen, die Delegierten sehen diese Notwendigkeit jedoch jeweils ein. Gestützt auf die Bestimmungen des Kulturförderungsgesetzes leistet auch der Kanton Bern einen namhaften Betrag an das Kurswesen, eine Anerkennung unseres Kulturgutes von höchster Stelle. 1982 wird nicht nur die Schallgrenze von 6000 Mitgliedern durchbrochen, sondern es findet auch die 1. Berner Jodler-Matinee statt, an welcher unter dem Motto «Unsere Lieder - unsere Heimat» namhafte Gruppen und Kleinformationen aus dem ganzen EJV-Verbandsgebiet konzertieren. Vom Aufbruch in die Zukunft zeugt nicht zuletzt die 1988 angeschaffte EDV-Anlage, zur Unterstützung der zunehmenden administrativen Arbeiten.
Weil sehr viele Verbandsmitglieder bei den Feierlichkeiten «700 Jahre Eidgenossenschaft» mitwirken, findet 1991 anstelle eines Kantonalen Jodlerfestes im Freilichtmuseum Ballenberg ein kameradschaftliches Jodlertreffen ohne Stress und Festfieber statt. Der 75. Geburtstag des Verbandes im folgenden Jahr wird mit einer beeindruckenden Jubiläumsfeier im Kursaal Bern und der Herausgabe eines Jubiläumsbuches begangen.
Mit Marianne Weingart nimmt 1995 die erste Frau Einsitz im Kantonalvorstand, sie leitet die immens wichtige Aufbauarbeit der Nachwuchsgruppen, welche bald einmal Früchte trägt. Dank einer ausgeklügelten Software unseres IT-Pioniers Benny Keller wird das Erfassen der Anmeldungen für die immer grösser werdenden Jodlerfeste und besonders dann die Einteilung der Wettkonzerte sehr erleichtert. Zudem hat der BKJV nun auch eine informative Website, welche regen Zuspruch erhält. Auf dem Weg zum vollen Jahrhundert finden mit Thun 1996 und Interlaken 2011 zwei erfolgreiche Eidgenössische Jodlerfeste im Verbandsgebiet statt, ebenso das 100-Jahr-Jubiläum des EJV 2010 in der Bundesstadt.
Mit grossen Schritten geht es nun auf den runden Geburtstag des BKJV zu. Eine Jubiläumskommission organisiert als Hauptaufgabe einen nachhaltigen Festakt, welcher eingebettet in das grosse Unspunnenfest am 2. September 2017 in Interlaken stattfindet. Daneben werden Projekte wie die vorliegende Jubiläums-DVD oder ein Kompositionswettbewerb realisiert, welche unsere Zukunftsgerichtetheit aufzeigen.
Wenn das Schweizer Brauchtum zur Zeit einen Aufschwung und eine entsprechende Publizität erlebt, was auch der Volk-skultur zu einem gewissen Stellenwert verhilft, stellen wir auf der anderen Seite fest, dass die jüngeren Generationen eher weniger bereit sind, sich verbindlich zu engagieren. Man kann heute problemlos ein soziales Leben ausserhalb eines Vereins oder Verbands haben, die Individualität und die Freiheit des Einzelnen werden gross geschrieben. Deshalb seien dem BKJV immer wieder Frauen und Männer gewünscht, die sich für unsere Traditionen - das Jodeln, Alphornblasen und Fahnenschwingen - einsetzen, sie lebendig halten, oder, wie es ein vielzitierter Ausspruch treffend beschreibt, nicht nur die Asche bewahren, sondern vielmehr das wichtige Feuer der Begeisterung weitertragen wollen und dies auch tun werden.